An unserem 111. Treffen seit Bestehen der tafelrunde haben 19 Mitglieder*innen und Gäste teilgenommen. Eine kleine, kuschelige Runde. Mehr wäre in den Räumlichkeiten auch „spannend“ geworden 🙂
Unser Mitglied, Marc Gleichauf, Gründer und Inhaber von Monteur.One die Monteurunterkunft hat uns erklärt, wie die perfekte Unterkunft für den auswärtigen Arbeitseinsatz heutzutage aussehen kann. Wie er sich vor ein paar Jahren dieses neue Geschäftsfeld erschlossen hat. Wie er von der Eisproduktion („Eis-In“) auf die Idee kam, Immobilien zu erwerben und in Monteurswohnungen umzuwandeln.
Eine sehr spannende und lehrreiche Geschichte, wie Unternehmertum (manchmal) halt auch funktioniert. Chancen sehen, erkennen UND mutig umsetzen. Ein Meisterstück an Unternehmergeist. Chapeau, lieber Marc!
Die Veranstaltung fand im Berggasthof Gießhübel statt. Wunderschön gelegen, unterhalb des Schauinsland Gipfels. Da, wo andere Urlaub machen, oder ihren Betrieb haben (Schindelmatthof). Warum Gießhübel? Weil Marc einem Corona gebeutelten „Hütten-Gastronomen“ zu Einnahmen verhelfen wollte. Ein klasse Ansatz. Wie wir erkennen durften, aber relativ unnötig. Denn der Gasthof war, weit weg vom Schuss, bei ziemlich überschaubar schönem Wetter, an einem Montagabend, rappelvoll! Das spricht für sich.
Die Veranstaltung fand in einem kleinen Nebenzimmer des Gießhübels statt. Wie bereits geschrieben, viel mehr hätten wir nicht sein dürfen 🙂 Eine perfekte Planung in einen wirklich perfekten tafelrunde Abend.
Wie habe ich Marc kennen gelernt? Vor vielen Jahren berichtete mir Sabine Hahn (Omas Küche) von einem „verrückten“ Eismacher aus Freiburg. Der würde super in die tafelrunde passen. Nachdem er sich hartnäckig sämtlichen Anrufen von mir verweigert hatte, habe ich ihn zufällig auf einer Plaza Culinaria Messe an seinem Messestand angetroffen. Und gleich für die tafelrunde verhaftet. Eine sehr gute Entscheidung. Für beide Seiten. Marc war mit seinem Unternehmen „Eis-In“ ein wertvolles Mitglied und ist dies auch nach seinem Unternehmenswechsel geblieben.
Nach meinen einleitenden Worten zur Begrüßung hat Marc Gleichauf übernommen.
Er freute sich über meinen Einladungstext zur Veranstaltung, den er, wenige Stunden zuvor, gelesen hatte. Ich hatte darin „geworben“, dass wir schon Power-Point-Abend hatten. Die waren auch toll. Aber lebendiger ist es halt ohne. Und dass Marc einfach nur berichten wird. Ohne Technik. Ohne Power-Pont. Einfach nur Marc pur. Dachte ich… Das erste, was Marc, bzw. seine ihn unterstützenden Mitarbeiter*innen, in den Raum trugen waren…. Beamer und Leinwand. Für eine Power-Point-Präsentation. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber, so viel vorweg, es war nicht die „übliche“ Präsentation. Es war eher so, dass Marc mit den wenigen Folien einen Rahmen für seine extrem unterhaltsamen Ausführungen und Erklärungen hatte. Noch nie war Power Point sooo kurzweilig und unterhaltsam. Aus Marcs Ankündigung: Ich kann ja nicht viel berichten und werde in maximal 15 Minuten fertig sein, wurden 75 sehr lebhafte Minuten. Lieber Marc: Die 15 Minuten haben eh nur die geglaubt, die dich (noch) nicht kannten 😉
Im Vorgespräch hat uns Marc sein Geschäftsfeld auf einen Satz heruntergebrochen erklärt: Er vermietet Betten gegen Geld. Das ist eigentlich schon alles. Wenn man nun die schmutzigen Gedanken, die aufkommen könnten, weglässt, ist das Geschäftsfeld damit tatsächlich bestens erklärt.
Was aber alles dazugehört ist immens. Wie immer, wenn man Einblick hinter die Kulissen erhält. Und diesen Einblick hat uns Marc mit der Präsentation gegeben. Die Präsentation werde ich erhalten und euch zur Verfügung stellen.
Nur ein paar Details zum Geschäftsfeld: Vor vier Jahren begonnen, heute ca. 150 Betten in Deutschland (Südbaden) und Spanien. Spanien bleibt eine Sonderform seines Unternehmens, weil es sich dort um normale Tourismusvermietungen handelt.
Die Monteurswohnungen können von einzelnen Personen genauso gebucht werden, wie von großen Gruppen. Mindestdauer einer Buchung sind eine Woche. Die Preis je Person bewegen sich von max. 35,71 Euro/Nacht bis zu 16,96 Euro/Nacht. Je nach Bettengröße je Zimmer und Dauer des Aufenthalts.
99% der Mieter sind männlich. Überwiegend im Handwerkssegment angesiedelt. Überwiegend aus dem östlichen und südöstlichen Europa. Die europaweiten Ausschreibungen von Baumaßnahmen, zu denen z.B. der SC beim Stadionbau, oder die Uni-Klinik bei ihre Neu- und Umbauten, gezwungen sind, garantieren den steten Zufluss von Handwerkern, die Übernachtungsplätze benötigen. Das wiederum führt bei Marc zu einer Bettenauslastung von aktuell ca. 90%. Vor Corona lag die Auslastung sogar bei ca. 96%. Mit solchen Zahlen kann sonst nur der Europapark mit seinen Hotelbetten mithalten. In Zeiten Corona allerdings auch nicht. Traumzahlen!
Da Marc aber keine „Hilton“ Bettenpreise verlangen kann, benötigt er diese Auslastung auch für ein gesundes Wachstum des Unternehmens. Denn auf Wachstum ist er ganz klar ausgerichtet. Der Markt an Monteursübernachtungen wird von Tiefstpreisen beherrscht. Seine Preise bewegen sich im Mitbewerbermarkt aber klar an der Oberkannte. Die allermeisten sind (teilweise deutlich) billiger. Ich schreibe bewusst billiger und nicht preiswerter. Denn der Standard, den Marc bietet, ist – in diesem Marktsegment – unglaublich hoch: Tolle Matratzen (Kaltschaum. Bequem und weniger anfällig gegen Ungeziferbefall…), eigene Spinde und Küchen mit Kühlschrank, Herd, Mikrowelle, Kaffeemaschine und Waschmaschine je Zimmer. In jedem Zimmer eigene, hochwertige Duschen und Toiletten. Fernseher und schnelles WLAN runden die Ausstattung ab. Jedes Zimmer kann zig Fernsehprogramme von Ost- und Südosteuropäischen Ländern empfangen. Denn die Monteure wollen, in wochen- monatelanger Abwesenheit von zu Hause, wenigstens im Fernsehen ein kleines Stück Heimat haben. Zumal die wenigsten von Ihnen der deutschen Sprache mächtig sind.
Im Preis enthalten ist auch eine Endreinigung. Bei längeren Aufenthalten wird alle 14 Tage gereinigt. Dieser Service ist aber eigentlich kein Service, so Marc. Es ist die reine Notwendigkeit, die Immobilie nach einem Jahr nicht kernsanieren zu müssen. Denn viele der Monteure gehen nicht all zu pfleglich mit den Wohnungen um. Das ist in seinen Häusern nicht mehr ganz so ausgeprägt, wie am Anfang und wie bei Mitbewerbern noch heute, trotzdem ist das halt Teil des Geschäfts. Marc hat uns sehr anschaulich von einigen Erlebnissen berichtet. Für uns alles sehr amüsant und unterhaltsam, für ihn im Geschäftsalltag wahrscheinlich nicht ganz so. Aus diesem Grund sind die Wohnungen auch alle so ausgestattet, dass sie – quasi mit einem Dampfreiniger und schärfsten Desinfektionsmitteln – perfekt gereinigt werden können.
Seine klare Kante, die er sowieso in sich trägt, führt dazu, dass die Monteure genau wissen, was sie bei ihm dürfen und was nicht. So gibt es z.B. in den Zimmern ein klares Rauchverbot. Da die allermeisten Zimmer eine Teerrasse/Balkon haben, sollte das eigentlich kein Problem für die Bewohner sein. Trotzdem ignorieren das viele und rauchen in den Zimmern. Wer von Marc und/oder Mitarbeitern dabei erwischt wird, muss 250 Euro (!) Strafe bezahlen. Marc stellt diesen Betrag den Firmen, die die Mitarbeiter entsenden, in Rechnung. Diese ziehen sie den Monteuren am Lohn ab. Böse Zungen behaupten, dass Marc mit den Rauchern mehr Umsatz macht, wie mit der Bettenvermietung. Ein kluger Schachzug!
Genau so in Rechnung gestellt wird den Firmen, wenn Einrichtungsgegenstände fehlen, sobald die Handwerker die Heimreise angetreten haben. Von Fernsehehern, die von der Wand abgeschraubt werden, über Kaffeemaschinen, Mikrowellenherde, Geschirr, Besteck. Nichts, was einige Monteure als ihr Eigentum betrachten und, versehentlich ohne Marc zu informieren, bei der Abreise ins Auto laden und mitnehmen. Marcs Mitarbeite*innen haben aber die Kontrolle darüber, was bei Bezug der Zimmer vorhanden war und was beim Auszug davon übrig blieb. Die Differenz wird den Firmen wieder in Rechnung gestellt. Meist erhält Marc die Dinge finanziell auch ersetzt. Falls nicht wird er nicht weiter tätig und mahnt nicht. Denn Mahnungen in diesen Ländern zu verfolgen ist meist fruchtlos. Außerdem hat er einen gewissen Prozentsatz an Schwund in den Übernachtungspreisen einkalkuliert.
Trotz dieser klaren Haltung und hohen Preise sind 80% aller Buchungen Wiederholungstäter. Das spricht klar dafür, dass sich Marc mit seinem Qualitätsanspruch an die Wohnungen einen guten Namen in der Branche erarbeitet hat. Er möchte nämlich, dass Menschen auch Menschenwürdig untergebracht werden und nicht wie „Vieh“ in Zimmern mit bis zu 30 Betten und einer einzigen Toilette und Dusche hausen müssen. Die Marge ist dadurch bei ihm weniger hoch, wie sie sein könnte. Aber seinen Qualitätsanspruch und seine Sicht auf die Würde jedes Menschen, lässt keine andere Handhabung zu. Zumal sich auch mit diesem Geschäftsmodell das Unternehmen zukunftsträchtig trägt. Seine Neukunden gewinnt er durch Werbung auf allen einschlägigen Internetportalen. Dort ist er immer auf einem der ersten Plätze zu finden. Denn gebucht werden die Zimmer meist von der Sekretärin des Chefs des Betriebes, das Handwerker entsendet. Und die kennt sich in Freiburg ja nicht aus, sucht also im Internet nach Monteursunterkünften (Pensionen und Hotels sind zu teuer, das sucht sie eh nicht) und landet auf einer der Plattformen. Und wird sich an einen der drei ganz oben platzierten Anbieter wenden. Also an die Monteur.One. Mit dieser Maßnahme sichert sich Marc die Neukunden, die dann oft zu Stammkunden werden.
Und wo geht die Reise von Monteur.One hin? Marc ist auf der Suche nach geeigneten Objekten. Große Wohneinheiten/Pensionen/Hotels. Diese müssen sanierungsbedürftig sein, denn sonst ist der Kaufpreis nicht tragbar. Sie sollten max. 30 Minuten vom nächsten Autobahnanschluss entfernt liegen. Ob in einem Wohn- oder Industriegebiet spielt dabei keine Rolle. Er kauft die Objekte grundsätzlich und führt sie dann der neuen Nutzung zu. Nach einer Sanierung. Am Objekt in Bad Krozingen hat er uns eindrucksvoll an Bildern gezeigt, wie das Haus beim Erwerb aussah und wie es nach der Sanierung aussehen wird. Ein Schmuckstück. Die geeigneten Objekte zu einem „vernünftigen“ Kaufpreis zu finden, sind derzeit Marcs größte Herausforderung. Denn hiervon abhängig ist seine Expansionsmöglichkeit. Gesucht wird, an der A5 entlang, von Weil am Rhein bis Offenburg.
Angefangen hat Marc vor vier Jahren alleine. Heute beschäftigt er drei Mitarbeiter*innen, die ihm im Tagesgeschäft den Rücken freihalten. Alle drei waren mit dabei und haben ihn bei der Erstellung der Präsentation unterstützt.
Nach diesen sehr kurzweiligen, unterhaltsamen und sehr interessanten Ausführungen haben wir den restlichen Abend weiter im Gießhübel verbracht. Bei badischer, ansprechender Küche. Und wieder gab es, wie bereits vor zwei Jahren im Gießhübel, zum Abschluss einen sehr leckeren Kaiserschmarrn :-).
Wir haben während des ganzen Abends wieder viel gelacht, diskutiert und philosophiert. Halt alles, was einen schönen Abend ausmacht. Dass das Netzwerken und Kontakte knüpfen dabei nicht zu kurz kam muss ich eigentlich nicht extra erwähnen. Es stand nicht im Vordergrund, sondern ergab sich in den angeregten Gesprächen automatisch. Und ich bin sicher, dass die Gespräche im kleinen Kreis fortgeführt werden, denn es wurden wieder fleißig Kontaktdaten getauscht und Termine zum (besser) kennen lernen vereinbart. Auch von mir 🙂 Herrlich!
So ein Abend ist ohne die Unterstützung und Mitwirkung fleißiger Hände nicht möglich. Dafür DANKESCHÖN an:
- Marc Gleichauf für die Organisation und Präsentation und die Runde Schnaps 🙂
- Den Mitarbeiter*innen von Monteur.One für die tatkräftige Unterstützung Ihres Chefs
- Der Gießhübel Mannschaft für die aufmerksame Bewirtung und die richtig gute Küche
- Johannes Meger für die tollen Fotos
Eine sehr schöne tafelrunde Veranstaltung fand gegen 22:00 Uhr ihr Ende.
Die Oktober Veranstaltung
Am 11. Oktober 2021 werden wir uns wieder bei einem tafelrunde Mitglied treffen. Bei Martin Kranz. Inhaber der Kranz Life Eventsolution GmbH, ehemals KranzVilm, in Freiburg. Er wird uns nicht nur berichten, wie er sein Unternehmen in der Pandemie, extrem erfolgreich, neu positioniert hat. Wir werden auch eine Führung durch den richtig gelungenen Neubau erhalten. Pünktlich fertiggestellt in der Pandemie.
Details, wie immer, 14 Tage vor der Veranstaltung.
Im August konnten wir kein neues Mitglied verzeichnen, aber es hat auch niemand die Runde verlassen.
Auf der Gästeliste stehen weitere Interessenten, mit denen ich Gespräche führe.
Grundsätzlich haben wir unsere endgültige Mitgliederzahl von ca. 50 Mitgliedern erreicht und ich möchte diese nur ungern deutlich übersteigen, um die tafelrunde auch weiterhin händelbar zu halten. Somit können nur noch neue Mitglieder/innen aufgenommen werden, wenn andere die Runde verlassen. Das wird immer wieder passieren und ist für die tafelrunde wichtig und richtig. Denn dadurch mischt sich der Mitgliederstamm immer ein klein wenig und bleibt spannend.
Herzliche Grüße in die wunderbare Runde.
Jogi
Jürgen Weber
Generationenberater | Testamentsvollstrecker